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Sonntag, 29. Juni 2014

Fortgehen
wenn das Festland
dich schnürt

aufbrechen

mit der Brandung
neu ankommen

fesselfrei

(Annemarie Schnitt)

Samstag, 21. Juni 2014

Die Tage werden langsam wieder kürzer

So wie das Schweigen länger wird, aber nicht schöner.
Als wäre etwas ausgegangen Stück um Stück.
Etwas, um das man die Nachbarn nicht bittet.

Bedeutendes fehlt und auch der Mut, laut zu sein.
Und selbst mit andren Worten wäre dies kein Lied, das
jemand singt für dich und gegen sein eigenes Schweigen.

Was könnte man sagen zum Staub auf den Lidern,
zum Verramschen des Nichts, zu den Ufern des Lichts
auf dunklen Dächern. Unter denen wir sitzen

und Schindeln befragen: nach Dichte und Sturm
und der Stille danach. Nach dem, was nur
in der Luft liegt. Die Sache mit unsrem Alleinsein

müssen wir lernen. So wie man Sonne lernt oder
den Regen, an dessen Tropfen Licht sich beugt wie
eine Hoffnung, unter den Flügeln behaupteter Hähne.

(Lydia Daher)

Mittwoch, 18. Juni 2014


Ich gehe in meiner
gespiegelten Welt
fusslos spazieren

fliege
wie einst als Kind
von Stern zu Stern
und hole mir manchen
ins Bett

Mit dem Mann im Mond
habe ich mich befreundet
wir spielen Prinz und Prinzessin

So hebt mich die Zeit
Jahr um Jahr
aus dem nüchternen Sattel

(Rose Ausländer)

Juni


Samstag, 14. Juni 2014

Es kostet hellwache Tage
und schlaflose Nächte
um heraus zu finden
was ins Helle gehört
und was im Dunkeln
bleiben muss

(Werner Lutz)


Mittwoch, 11. Juni 2014

Manchen gelingt es
sich so zu entfalten
dass sie sich immer
die Unschuld erhalten.
Die warten im Schatten
um besser zu sehen
können ohne Applaus
der Angst widerstehen.
Die schreiben nie Lieder.
Die sind Melodie.
So aufrecht zu gehen
lerne ich nie.

(Konstantin Wecker)



Montag, 9. Juni 2014

Papier ist Papier
aber es ist auch
ein Weg
zu den Sternen
zu Sinnbild und Sinn
blinden Geheimnissen
und 
zu den Menschen

(Rose Ausländer)
Es gibt nur zwei Arten,
sein Leben zu leben:

Entweder so,
als gäbe es keine Wunder,
oder so,
als wäre alles ein Wunder.

(Albert Einstein)


Sonntag, 8. Juni 2014

Zwischenbericht

Alles Geschriebene ist höchstens ein
Zwischenbericht
nichts Endgültiges
nichts Niegesagtes
nichts was bleibt
Flüchtigkeitsformeln
Besitzansprüche ungeklärt
manchmal Zeichen setzend
verwischte Wegweiser
Begleiterscheinungen
Hinweis auf Größeres
schwer auszusprechen
Bruchstücke einer großen Konfession
abwartendzwischendrin

(Konstantin Wecker)

Samstag, 7. Juni 2014


Sommer



Ein Traum

Auf einem Baum sitzen.
In die Prärie schauen.
Nicht lieben müssen.

Der Horizont öffnet sich
in Form einer Frau,
die nie näher kommt.

Nicht lieben müssen,
es wär dann ein Leichtes
zu lieben.

(Wolf Wondratschek )

 Alle meine Schiffe
haben die Häfen vergessen
und meine Füße den Weg.
Es wird nicht gesät und nicht geerntet
denn es ist keine Vergangenheit
und keine Zukunft,
kaum eine Bühne im Tag.
Nur der kleine
zärtliche Abstand
zwischen dir und mir,
den du nicht verminderst.
 
(Hilde Domin)

Donnerstag, 5. Juni 2014

Dienstag, 3. Juni 2014

mach weiter

blitz und donner
begleiten es nicht.
es ist einfach da,
von einer sekunde
zur andern.
nüchternes bewusstsein
des scheiterns.
so beiläufig
überzeugt es.
das licht geht nicht aus.
wir sind nicht im theater.
jetzt weitermachen.
mach weiter -: freier. 

(rainer malkowski)