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Sonntag, 9. Dezember 2012


Schneelied

Mit dem Schnee
will ich trauern.
Schmelzen wird er
und deine Schritte
vergessen.
Hier
bist du gegangen.

Kehr zurück.
Lass dich bitten
mit dem erwachten
Fluss,
dem wieder
gefundenen Land.

Jetzt,
nach dem Frost,
tauen in meinen Briefen
die Sätze
und holen dich,
ohne Gedächtnis,
ein.

Kehr zurück.
Und sei
wie vor dem Schnee.

(Peter Härtling)

Ich würde so gerne etwas Zärtliches
Schreiben
Kaum Fühlbares
etwas
das man gerade noch spüren kann.
Wie man den Blick eines lieben Menschen
auf der Haut spürt.
Dank
auch wenn er nur gedacht
auch wenn er nur ganz kurz
und im Vorübergehen gedacht ist.
Schlichtheit
(schlichte Menschen vergrößern einen Raum
wenn sie durch die Tür treten).
Kinder spürt man
auch die leisen Kinder
bei denen man immer das Gefühl hat
man müsste den Mund halten
denn sie wissen schon lange alles.
Herzlichkeit
vor allem Herzlichkeit
(ich kenne Menschen
die dich mit einer Selbstverständlichkeit
in ihren Herzen aufnehmen
dass dir schwindlig wird).
Von all dem würde ich so gerne
Schreiben.

(Konstantin Wecker)




Allegria di  naufragi 
                
E subito riprende
il viaggio
come
dopo il naufragio
un superstite
lupo di mare


Freude der Schiffbrüche
               
Und plötzlich nimmst du
die Fahrt wieder auf
wie 
nach dem Schiffbruch
ein überlebender 
Seebär

(Giuseppe Ungaretti)